Manuela und Hailey unterwegs auf Sylt

Unterwegs auf SyltSylt ist auf den Hund gekommen! Die Größte der nordfriesischen Inseln wirbt damit, besonders hundefreundlich zu sein.

 

 

Ob das wirklich so ist und was man auf der Nordsee-Insel mit Hund alles unternehmen kann, die Schecker-Bloggerinnen Manuela Lieflaender und Christina Schulte-Lohgerber wollten es wissen und machten sich mit Australian Shepherd Hündin Hailey, Schäferhündin Fee und Kleinspitz-Rüde Samy auf den Weg. Das Rudel ist zum ersten Mal auf der Insel.

 

Die Welt verschwindet hinter einer dichten Nebelwand, als sich in Niebüll der Autozug langsam in Bewegung setzt. „Lenkradschloss einrasten lassen und die Handbremse anziehen“, scheppert es aus den Lautsprechern der Deutschen Bahn. Christina klammert sich ängstlich am Lenkrad ihres Geländewagens fest. „Was, wenn sich die Bremse doch löst und wir vor den nächsten Wagen fahren?! Oder Fee in der Box im Kofferraum plötzlich keine Luft mehr bekommt?!“ Skeptisch betrachtet sie das rote Notfall-Seil am Rand des Waggons. „Das werden wir doch wohl nicht ziehen müssen?“ Mich beschäftigt eine ganz andere Frage: Wie wird unser Hunde-Trio wohl auf dieses ungewohnte Transportmittel reagieren? Ich werfe einen Blick Richtung Rückbank.

 

Schäferhündin Fee nimmt Frauchens Panikattacken nicht sonderlich ernst. Zumindest ist aus dem hinteren Teil des Kias nichts zu hören. Auch die beiden Landeier Hailey und Samy sind nach wie vor tiefen-entspannt – sie schlafen einfach weiter. Schade eigentlich! Sie wären bestimmt ganz schön beeindruckt, wenn sie wüssten, dass wir gerade gottgleich das Meer teilen und trockenen Fußes hindurch schreiten. Was für eine Show!

 

Na gut, in Wahrheit fahren wir mit dem ollen Zug über den Hindenburgdamm und blicken rechts und links auf das trockengelegte Meer. Normal. Ist ja das Wattenmeer.

 

„Ohhh ich hab‘ solche Sehnsucht, ich verliere den Verstand! Ich will wieder an die Nordsee, ohoho ich will zurück nach Westerland!“ Logisch: Wer nach Sylt reist, der muss auch „Westerland“ von den Ärzten hören. „Es ist zwar etwas teurer, dafür ist man unter sich…“, singt das Berliner Trio weiter. Genau: Sylt, das bedeutet Schickeria, Promis, endlose Strände, Luxuskarren, Edelboutiquen, Golfplätze, Reetdachhäuser – und neuerdings auch Hunde. Denn mittlerweile gilt sowohl auf Golfplätzen, als auch in Hotels und Gaststätten: Wer „in“ sein möchte, der beherbergt auch Fellnasen.

Und Sylt muss en vogue bleiben, sonst bricht hier alles zusammen. Oder besser gesagt, sonst verschwindet die Insel irgendwann komplett im Meer. Böse Zungen behaupten nämlich, es werde nur deshalb so viel Geld in den Erhalt des Eilands investiert, weil der Tourismus auf Sylt der insgesamt strukturschwachen Region Schleswig-Holstein eine große Hilfe ist.

 

Nicht ganz so glamourös ist, dass ein paar Meter weiter ein Baugerüst den Kampf gegen den Sturm verloren hat

 

Als wir in Westerland vom Zug rollen, hängt der Himmel noch immer über uns wie ein nasser Sack. Schließlich kommt just in dem Moment ein heftiger Sturm auf, als wir an Westerlands Strandpromenade einen Parkplatz ansteuern. Bedrohlich kommt der große, schwere Geländewagen ins Schwanken. Christina wird bleich: „Das habe ich ja noch nie erlebt! Hier parke ich nicht!“

 

Reisende RiesenIm Stadtkern angekommen, wagen wir das Experiment erneut. Nach der langen Anreise haben sich die Hunde alle Mal einen langen Spaziergang verdient.

 

 

Dann plötzlich stehen sie vor uns: Giftgrün und etwa vier Meter groß, windschief, mit verzerrten und teilweise verdrehtem Kopf… Nein, das sind nicht die Hunde, es ist auch nicht Hulk – das sind die Reisenden Riesen im Wind! Das giftgrüne Kunststoffensemble wurde 2001 von dem Bildhauer Martin Wolke geschaffen und begrüßt seit dem die Urlaubsgäste auf dem Vorplatz des Westerländer Bahnhofs. „Ich find´ die Figuren hässlich“, meint Christina trocken. Ein paar Meter weiter verkauft jemand Mützen mit der Aufschrift „Schietwetter“.

 

Westerland ist Sylts Metropole, die gekonnt Cityflair und Natur vereint. Hier findet sich Exklusives und Originelles in Shops und Restaurants: Wer was zu verkaufen hat, das zwar niemand braucht, dafür aber besonders teuer ist, der bietet es hier an.

Das gilt natürlich auch für Hundeaccessoires: Koko von Knebel aus Kiel hat hier ein Ladenlokal mit sündhaft teuren Glitzerhalsbändern, Hundebetten und sonstigen Chi Chi. Auch die berühmte Strandbretterbude Sansibar hat es sich nicht nehmen lassen, gekonnt allerlei Schnickschnack für gut betuchte Hundehalter zu vermarkten.

 

Nicht ganz so glamourös ist, dass ein paar Meter weiter ein Baugerüst gegen den Sturm verloren hat und nun die ganze Straße blockiert. Und weil die laufende Puderquaste Samy ohnehin der Meinung ist, dass soviel Wind auch der Frisur schadet, springen wir schnell wieder ins Auto.

 

Leinen los am Hundestrand!

 

Hundestrand auf Sylt„Hundeauslauf auf Sylt“. Da hat offenbar jemand mitgedacht und an die Tür der Touristeninformation einen Zeitungsartikel an die Tür gepinnt. „An den meisten Stränden herrscht Leinenpflicht“, heißt es in dem Beitrag, „nicht so an den Hundestränden in Westerland (Strandübergang Nordseeklinik, Strandabschnitt Baakdeel) Wenningstedt (Übergang zur Seestraße), Rantum (Nord 15, Süd 5, Süd 9, Samoa und Sansibar) und Hörnum (Aralsteg, Kap-Horn und Hörnum-Nord! Außerdem gibt es in der Nähe des Flugplatzes Westerland eine Auslaufwiese.“

 

Ich muss nicht lange überlegen: Auf zum Hundestrand nach Kampen! Von Westerland sind es nur wenige Kilometer bis zum berühmtesten Dorf Deutschlands. Mit seiner Exklusivität und Eleganz hat Kampen schon immer Künstler und Literaten magisch angezogen. Die charakteristischen Reetdächer, der Strönwai mit seiner Whiskeymeile, den legendären Clubs, Restaurants und Bars, dazu Schaufenster mit exklusiven Marken und vor allem: endlose Dünen und Strände – nirgendwo sonst gibt es so viele Zweitwohnsitze wie hier.

 

Und tatsächlich: Am Roten Kliff am Strand von Kampen reißt plötzlich der Himmel auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Der Sand ist weiß, die Wellen hoch. Wo ist der Anfang, wo das Ende?

 

Strandkorb auf SyltSogar das Hunde-Trio hält einen Moment lang inne. Klick! Leinen los und auf geht’s! Wie ein Knallfrosch klemmt Samy die Rute Richtung Sand, spreizt die Vorderpfoten, rennt begeistert ein paar Runden im Kreis, wirft sich mit dem Vorderkörper in den Sand und beginnt zu buddeln! Ob es dort etwas Fressbares gibt?, scheint sich Fee zu fragen und beginnt ebenfalls zu graben. Hailey verfolgt eine andere Strategie: Sie springt auf ein umgedrehtes Boot, das im Sand liegt und versucht von dort aus, in der Ferne Touristen zu entdecken, die ihr ein Leckerchen zustecken könnten.

 

Die Aussie-Dame muss nicht lange warten, denn besonders in der Nebensaison von Ende September bis März sind viele Hundereisende auf der Insel.

 

Das hat sich auch im Hunde-Business herum gesprochen. „Ich bin bis November komplett ausgebucht“, berichtet Anke Metz vom Sylter Hundeshop. Metz betreibt eine mobile Hundebettvermietung. Ihre Kunden sind Apartmentvermietungen und Hotels. „Auf meinen Hundebetten schlafen die Hunde besser, wie Herrchen und Frauchen in ihren Betten! Die sind nämlich ganz besonders exklusiv, weil es sich um Maßanfertigungen handelt!“ Metz bietet nicht nur Hundebetten an, sondern auch Frischfleischlieferungen für die Fellnasen. „Die Hundehalter rufen mich meist ein, zwei Wochen vor ihrem Urlaub an und buchen BARF-Menüs bei mir. Die liefere ich dann direkt ins Hotel oder in die Ferienwohnung.“

 

Unterwegs mit dem Sylt Ranger

 

Unsere Unterkunft beziehen wir im Haus von Stefanie Hausen in Wenningstedt-Braderup. Die Familie der geborenen Sylterin, die Apartmentvermietung Hausen & Gottschalk, vermittelt unter anderem hundefreundliche Ferienwohnungen auf Sylt, Hundenäpfe und Decken inklusive. Hausen selbst betrieb fünf Jahre lang eine gut gehende Physio-Praxis, ehe sie ein Tierpsychologie-Studium begann und ihr Hobby zum Beruf machte.

Unter dem Namen „Hundetraining Sylt“ bietet sie nun Alltagstraining, sowie Longieren mit Hunden an. „Longieren ist ein schöner Sport, der sich hervorragend für die körperliche und geistige Auslastung der Hunde eignet. Außerdem kann er sowohl von Schülern, wie von Senioren betrieben werden, selbst wenn diese in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind“, findet die Hundetrainerin.

 

Hausen ist ohnehin mehr der sportliche Typ. „Gezwungenermaßen“, lacht sie, „Jamilo, mein Husky-Mischling, macht wahnsinnig gern Turnierhundesport. Im Gegensatz zum Agility muss dabei der Mensch auch richtig Gas geben. Auch wenn´s mir manchmal tierisch schwer fällt, Jamilo zuliebe trainiere ich regelmäßig.“ Das Training zahlt sich aus, das Team hat kürzlich die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften im Turnierhundesport erreicht.

 

Sylt-LagebesprechungPraktisch, wenn man jemanden hat, der die schönsten Ecken auf der Insel kennt.

So treffen wir uns am nächsten Tag wieder mit Stefanie Hausen, ihrem Rüden Jamilo und Neuzugang Keks. Dieses Mal in der Braderuper Heide. Das 137 Hektar große Gebiet liegt zwischen den Dörfern Braderup und Kampen. Bis zu 2.500 Tier- und etwa 150 Pflanzenarten wurden bisher in der Heide entdeckt, von letzterem stehen etwa 45 Prozent heute auf der Roten Liste. Natur pur also!

 

Eine Frau in einer khakifarbenen Jacke mit einem Rhodesian Ridgeback kommt uns entgegen. „Jetzt habe ich zum ersten Mal meine Nachfolgerin gesehen!“, platzt es aus Stefanie heraus. Strand Ranger auf Sylt ist ein Pilotprojekt der Gemeinden Wenningstedt und Kampen. Stefanie Hausen war eine der ersten Rangerinnen. Einsicht wecken für die Belange der Natur, das ist die Aufgabe der Sylter Ranger. Und das kann ganz schön anstrengend sein: „Man ist zwar den ganzen Tag an der frischen Luft und in der Natur unterwegs, aber ein Großteil der Tätigkeit besteht darin, die Leute immer wieder darauf hinzuweisen, dass in den Naturschutzgebieten Leinenzwang herrscht – zumindest in bestimmten Saisonzeiten. Dabei stößt man nicht immer auf Verständnis.“

 

Dabei sind es weniger die Touristen, die protestieren. „Besonders die Sylter meinen, dass sie Sonderrechte haben.“

 

Stolz erzählt sie uns von ihrer letzten Amtshandlung: Die Einführung von roten Kotbeuteln. Stefanie grinst: „Da kann man gelegentlich ein eigenartiges Verhalten der Hundebesitzer beobachten. Der Vierbeiner macht ein Häufchen. Daraufhin wirft der zugehörige Zweibeiner ungemein unauffällige Blicke in alle verfügbaren Richtungen. ‚Hat`s niemand gesehen?‘. Wenn´s doch jemand beobachtet hat, wird der vormals schwarze oder braune Kotbeutel gezückt und die Hinterlassenschaften der Fellnase verschwinden darin. Die Tüte wird dann auch mitgenommen. Bis keiner mehr in der Nähe ist. Dann wird das Geruchsobjekt möglichst unauffällig am Wegesrand fallen gelassen.“

 

Da wäre es glatt besser, den Kot gar nicht erst in den „Schietbüttel“ zu packen. Aber – Stefanie hat sich etwas einfallen lassen. Sie hat festgestellt: Ein roter Beutel macht diese Art der Entsorgung zu auffällig und wird daher vom Hundebesitzer bis zum nächsten Mülleimer weitertransportiert. Dank ihrer Überlegung sind die Automaten im Naturschutzgebiet jetzt mit roten Schietbütteln bestückt. Nach so viel Input ist es Zeit für eine Pause. „Wie wäre es mit einem Eis?“, fragt Stefanie. Ja, gerne! Am liebsten ein Softeis!

 

„Für die Hunde meine ich!“

 

Ach so.

 

Wir steuern Tinnum an, auf der Keitumer Landstraße hat „Quartier3Neun“ eröffnet. Das Paar Stefan und Holger Wolf aus Köln-Ehrenfeld bietet in Köln und auf Sylt Einrichtungsgegenstände für Hundehalter an. „Mein Mann Stefan ist Interior-Designer“, berichtet Holger, „ihm fiel immer wieder auf, dass viele Hundemenschen zwar super-stylisch eingerichtet sind, das Hundebett aber ein eher stiefmütterlich Dasein fristet – und das wollen wir ändern.“ Als Schmankerl steht vor dem Ladenlokal eine Kühltruhe mit Hundeeis, das sich die Fellnasen schmecken lassen dürfen. Hailey lässt sich erwartungsgemäß nicht lange bitten.

 

„So, und morgen könnt ihr was ganz Besonderes erleben“, verkündigt Stefanie grinsend, „Sylt hat nämlich einen Haken – und was für einen…“

 

Fortsetzung folgt!

 

www.hundetraining-sylt.de

www.quartier3neun.de

www.sylter-hundeshop.de