Kaputter Fußboden, zerbissene Box, zerkratzte Haustür – ein junger Hund brachte eine Freundin von mir in echte Schwierigkeiten.
Die Hündin, 9 Monate jung, hatte sich während des Sommers unproblematisch im 2-Personen-Haushalt gezeigt. Luna fügte sich in die hundeerfahrene Mutter-Tochter-Familie gut ein. Es gab für den Aussie-Mix viel zu lernen, was ruhig und konsequent mit ihr trainiert wurde.
Als die Ferien zu Ende gingen, startete nicht nur die Schule, sondern auch eine neue Teilzeitarbeit. Nur zwei Stunden nachdem meine Freundin das Haus verlassen hatte, kam allerdings schon ihre Tochter zurück – und fand einen vollkommen aufgelösten Hund vor. Luna hatte verzweifelt versucht, sich durch Haustür und Fußboden zu beißen.
Was sich vorher nie gezeigt hatte: Luna konnte nicht alleine bleiben. Und jetzt?
Ein gezieltes Training musste beginnen. Und ich kann das Ende vorwegnehmen: Es war ein Erfolg! Den Weg möchte ich kurz beschreiben, als Mutmacher für alle, die mit ihrem Hund ähnliche Problem haben. Was hat meine Freundin getan?
1 Sofortmaßnahme Hundesitter: Luna blieb nicht mehr alleine, weil sie bei zwei Versuchen (beim zweiten biss und kämpfte sich Luna durch eine Transportbox!) deutlich gezeigt hatte, dass sie das nicht ertragen konnte. Für die Überschneidungen von Arbeitszeit und Schule fand sich im Bekanntenkreis ein Hundesitter.
2 Sofortmaßnahme Gitterbox: Luna bekam eine neue Box, eine Gitterbox an einem festen Platz, damit das Boxentraining neu aufgebaut werden konnte. Das gelang sehr schnell. Die Box war nicht das Problem.
1 Trainingsmaßnahme Zimmertrennung: Mit Luna wurde geübt, zeitweise auch bei Anwesenheit der Menschen in ihrer Box zu bleiben, während Mutter und Tochter sich ganz woanders im Haus aufhielten. Zudem führte meine Freundin ein Signalwort für „Sei Still!“ ein, um Lunas Fiepen und Heulen in der Box zu unterbrechen.
2 Trainingsmaßnahme Minute 1: Schuhe an, Jacken an, Hund in die Box und das Haus verlassen – zuerst für 1 Minute, dann für 2 Minuten. Mutter und Tochter bauten das Alleinbleiben für Luna in bewundernswerten Mini-Schritten auf.
3 Trainingsmaßnahme Kamera: Als die Alleinbleib-Intervalle länger wurden, setze meine Freundin eine Kamera ein, um Luna beobachten zu können. Zudem konnte sie über ein Mikrofon Luna ihr „Sei Still!“ -Signal zurufen, wenn sie dabei war, sich beim Heulen selbst hochzuschaukeln.
4 „Trainingslager“ Ferien: Die Herbst- und vor allem die Weihnachtsferien wurden genutzt, um ohne zeitlichen Stress und Alltagshektik die Alleinbleibphasen weiter zu verlängern.
Dann war es geschafft: Luna konnte im neuen Jahr 2 Stunden alleine bleiben und nach rund 20 Minuten mit selbstmitleidigem Vor-sich-hin-Fiepen sogar schlafend zur Ruhe kommen. Zwar ist die gewünschte Maximalzeit von 4 Stunden noch nicht erreicht, doch 3 Stunden haben schon funktioniert. Die Hilfe von einem Hundesitter ist nicht mehr nötig. Ein tolles Beispiel für geduldig-konsequentes Alleinbleib-Training ohne „das-muss-sie-jetzt-aushalten“-Ausnahmen, dafür mit Mini-Schritten, die ganz groß Mut machen, oder?